Wissensdurst und Papierkram
Ich oute mich: Ich bin eine Scanner-Persönlichkeit. Das heißt, ich sammle Wissen und kann mich für die scheinbar abwegigsten Themen interessieren. Prinzipiell ist das eine gute Eigenschaft. Ich langweile mich selten, habe immer ein Gesprächsthema, bin offen für Neues. In meinem Leben hat mir das schon oft geholfen:
Als Geschäftsführungs-Assistentin muss ich mit Führungskräften auf Augenhöhe sprechen können.
Als Trainerin habe ich mit den Kleinsten Abenteuersport gemacht und den Größeren erste Trampolinsprünge beigebracht.
Als Solopreneurin brauche ich nicht nur Experten-Wissen, sondern muss z. B. auch Steuererklärungen abgeben und meine Website betreuen.
Wissen früher und heute
Bevor das Internet boomte, hieß „Wissen sammeln“ in erster Linie Bücher und Fachliteratur lesen oder Fortbildungen besuchen. Jeder Schnipsel war wertvoll, wurde markiert, ausgeschnitten, fotokopiert und abgeheftet. Schon bald hatte ich reihenweise Regale voller Bücher, Zeitschriften, Ordner und ähm, ja auch etliche fliegende Blätter, die ich irgendwann noch lesen wollte. Aber es kam ja immer wieder etwas Neues dazu und so viel Zeit hatte ich dann auch nicht immer.
Alles in den Papierkorb? (K)ein Problem.
„Alles, was du 6 Monate lang nicht angefasst hast, kann direkt in die Ablage P = Papierkorb.“
Das habe ich oft gehört und gelesen. Blöd nur, dass ich mir die Sachen erst noch einmal angesehen habe und erstaunt war, welche Perlen sich darunter befanden. Das kann man doch nicht einfach wegwerfen. Und die ganzen Fachbücher: Weißt du, wie teuer die waren? Ganz abgesehen von den Unterlagen aus dem Fernstudium zur Fachwirtin: Die Gesetzesbücher kann man immer brauchen. Die Studienhefte hatten lauter Markierungen und Vermerke. Vielleicht ist Marketing gerade nicht so wichtig, aber wer weiß, wann ich das nächste Mal den Job wechsele oder wie heute selbstständig bin und das Knowhow brauche.
Halbherzig = Nicht erfolgreich
Einige Jahre habe ich halbherzig versucht, meine Unterlagen zu dezimieren. Mal hier etwas aus dem Ordner genommen. Mal da den Stapel ungelesener Artikel etwas reduziert. Der große Wurf war nicht dabei.
Der Durchbruch
Dieses Jahr markiert den großen Wendepunkt. Drei Aktivitäten haben mich umdenken lassen.
Dämmen des Dachbodens: Radikales Reduzieren aller Ordner
Fokus-Challenge: Aussortieren aller Gesetzesbücher und des Großteils meiner Studienunterlagen
Anlegen eines Vorsorge-Ordners: Komprimieren der wichtigsten Unterlagen
Unterschiedliche Motive
Der Antrieb war jeweils ein anderer.
Die Dachboden-Aktion war von außen geprägt. Die Handwerker hatten mir die verfügbare Zeit (Beginn der Dämmung, Pause für Umräumen) und das notwendige Ergebnis (die Hälfte des Dachbodens muss frei sein) vorgegeben.
Bei der Fokus-Challenge habe ich mich ganz bewusst dem Papierkram inklusive der dazugehörigen Bücher gewidmet. Jede Entscheidung zum Behalten hätte bedeutet, Zeit zu investieren, ohne voranzukommen.
Der Vorsorge-Ordner ist mir für meine Familie wichtig. Ich bin die Einzige, die sich um die wichtigen Bereiche Finanzen, Steuern, Versicherungen und Gesundheit kümmert. Wenn mir „etwas passiert“, wäre meine Familie ohne den Ordner aufgeschmissen. Jetzt hat sie die Möglichkeit, stressfrei auf alle wichtigen Dokumente zuzugreifen und sofort zu erkennen, worauf es ankommt.
Fazit: