Jede Menge Fotos

Manchmal habe ich das Gefühl, ich befinde mich in einer Dauerschleife. Vor gar nicht allzu langer Zeit hatte ich unseren Speicher großzügig ausgeräumt, damit die Handwerker dort arbeiten konnten. Nachdem unsere jüngste Tochter ausgezogen ist, habe ich beschlossen, noch einmal im ganzen Haus „richtig“ auszuräumen. Dieses Mal sollte es auch an die Erinnerungen, speziell analoge Fotos gehen. Darum habe ich mich bisher gedrückt. Mutig bin ich auf den Speicher gestiegen und habe mir die ersten Ordner heruntergeholt.


Papierkorb mit zerrissenen Fotos. Frage: Habe ich jetzt meine Erinnerungen vernichtet?

“Habe ich jetzt meine
Erinnerungen vernichtet?”

Wieso eigentlich Ordner?

Als kreativer Mensch hatte ich früher alle Fotos auf Papier geklebt und Texte dazu geschrieben. Oft ironisch, manchmal nur als Info, worum es in der Situation ging. Alles wurde sorgfältig in Klarsichthüllen gepackt und in Ordnern abgeheftet.

Mein ganzes Leben war dokumentiert: Kindheit, Jugend, Erwachsensein, meine Pferdeliebe, Reisen, Natur, Menschen, die mein Leben begleiteten und natürlich auch die große Liebe, Hochzeit und die Kinder.

Zu meinem Glück kam irgendwann die digitale Fotografie und hat dem ein Ende gesetzt. Ich habe sie nicht gezählt, aber es dürften rund 15 Ordner gewesen sein. Plus natürlich die nicht eingeklebten Fotos, Fotos in alten Bilderrahmen, Vergrößerungen, doppelte Fotos und Negative. Kommt dir das bekannt vor?

Nur noch die schönsten Fotos

Meine Idee bestand darin, nur noch die schönsten Fotos aufzuheben. Die endgültige Aufbewahrung wollte ich mir noch überlegen, hatte aber fürs Erste eine alte Fotobox hingestellt. Zwei Fliegen mit einer Klappe: Die Fotobox stand ewig rum und hatte jetzt wieder eine Funktion. Der Platz war beschränkt und durch die Trennstege konnte ich jahresweise sortieren.

Wenn es so einfach wäre

Beim Aussortieren bin ich auf mehrere Hindernisse gestoßen: Zuallererst stehen natürlich die Entscheidungen: Was ist das schönste Bild? Bringe ich es übers Herz, Fotos zu zerreißen? Soll ich wirklich meine Texte wegschmeißen? Raube ich mir damit nicht eine Erinnerung? Welche Taktik eignet sich am besten? Nehme ich mir die Negative gleichzeitig vor?

Damit habe ich nicht gerechnet

Es waren aber auch die praktischen Erfahrungen: Wer kam eigentlich auf die blöde Idee, manchmal normalen Kleber zu benutzen? Wie entferne ich die Reste von den Fotoecken? Soll ich Jahreszahlen oder Daten notieren? Was mache ich, wenn ich ein Foto nicht mehr zeitlich zuordnen kann?

Stückwerk

Eins kann ich auf jeden Fall sagen: Es lohnt sich nicht, stückweise vorzugehen. Ab und zu Bilder herauszunehmen, gibt einem zwar das Gefühl, einen Anfang gefunden zu haben, macht die Herausforderung aber nicht kleiner.

Jede Menge Schnipsel

Mittlerweile bin ich bei Ordner 10 angelangt. Hier merke ich, dass ich innerlich noch nicht so weit bin. Kinderfotos sind einfach zu süß. Von den 9 vorherigen Ordnern sind noch zwei Fotoboxen übrig.

Normalerweise zähle ich meine aussortierten Sachen nicht. In diesem Fall habe ich eine Ausnahme gemacht: 1.187 Fotos haben meinen Glücks-Check nicht erfüllt.

Sind meine Erinnerungen jetzt gelöscht?

Bin ich jetzt traurig, weil so viele Fotos im Müll gelandet sind? Ein bisschen, aber nur, weil es nicht nachhaltig war, so viele Fotos zu machen und auszudrucken. Viel mehr wiegt aber die Erleichterung darüber, eine große Kiste mit Dingen beseitigt zu haben, die ich nicht brauche. Meine Erinnerungen kann mir niemand nehmen. Im Gegenteil, ich habe sie in neue Geschichten gepackt. Und wenn wir mal Lust darauf haben, können wir uns die Fotos ganz gemütlich ansehen, ohne reihenweise Ordner anschleppen zu müssen und einen Gähnkrampf zu bekommen.

Du willst auch endlich Ordnung in deinen Erinnerungen? Es gibt nur einen Weg: Fang einfach damit an. Wenn du nicht dazu bereit bist, wirst du keinen Erfolg haben.

 
 
Zurück
Zurück

Der Wert deiner Sachen

Weiter
Weiter

Wofür steht Lebensschätze?